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Beerenzeit - Hagebutten 3.12.2007

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Beerenzeit - Hagebutten 3.12.2007

Hagebutten sind "Scheinfrüchte". Die eigentlichen Früchte der Hundsrose (Rosa canina) sind die mit feinen Härchen überzogenen und daher als "Juckpulver" so beliebten "Kerne", übrigens - was Wunder - sehr reich an Vitamin E, das ja gerade auch Pflanzensamen höchst wirkungsvoll "konserviert".
Am Mo 03.12.2007
Noch findet man sie - die rot leuchtenden Früchte der Wildrose: die Hagebutten. Die Hagebutte ist unschlagbare Siegerin im Vitamin C-Rennen: mit 1,5g Vitamin C pro 100g Fruchtfleisch/Schale enthält sie dreimal mehr als die rohen Früchte des Sanddorns und dreißigmal mehr als rohe geschälte Zitronen! Das ist aber keineswegs alles, was uns die Hagebutte - besser: ihr Fruchtfleisch samt Schale - bietet:

an natürlichen Mineralstoffen u.a. Bor, Fluor, Jod, Phos­phor, Eisen, Kalium, Kalzium, Kupfer, Magnesium, Mangan, Zink, Molybdän, Nickel, Silizium, Schwefel;

an Vitaminen: B1, B2, B6, B12, E, K, Niacin und: eine ganze Reihe von Karotinoiden.

Schließlich den Gerbstoff Tannin, Pektine und Flavonoide.

Gerade die Flavonoide scheinen - vermutlich im Zusammenspiel mit Vitaminen (A und E) - Herzgefäßerkrankungen wirkungsvoll vorzubeugen, ebenso Krebssterblichkeit zu reduzieren. Zusätzlich entwickelt das Team der "Flavos & Vitas" in Hagebutten entzündungshemmende Kräfte. Das ist besonders für Rheumatiker interessant (Arthritis), zumal Hagebutten nicht die Nebenwirkungen etwa von Salicylaten besitzen, die in solchen Fällen - u.a. - oft als Entzündungshemmer Einsatz finden.

Wie aber kommt man nun in den "Genuss" all dieser Vorzüge; denn so mir nichts, dir nichts kann man die Hagebutten nun wirklich nicht essen! Zum einen werden sie ja erst nach den ersten schärferen Frösten so weich, dass man ihre "Kerne" einigermaßen leicht zwischen den Fingern aus der Frucht herausdrücken kann. Zum andern nimmt dann ihr hoher Gehalt an wertvollen Inhaltsstoffen schon rapide ab - er ist am höchsten in den gerade reifen, eben noch harten hellroten Früchten, in überreifen dunklen Hagebutten ist er bereits am Verschwinden!

Ein ganz ungewöhnlicher Umstand kommt uns da zu Hilfe: kocht man Hagebutten in wenig Wasser für einige Minuten, so werden sie nicht nur weich, sondern der Gehalt an dem bekanntermaßen hitzeempfindlichen Vitamin C nimmt sogar noch zu. Mittels Passiergerätes (kleinlöchrige Scheibe!) lassen sich die Kerne nun von Fruchtfleisch und Schale trennen, wenn auch die Ausbeute nicht hundertprozentig ist.

Dieses Mus esse ich am liebsten gleich roh - wegen seines feinsäuerlichen köstlichen Aromas ein wahrer Genuß! Es läßt sich aber auch zu Pesto verarbeiten oder zu kalten/warmen Suppen. Man kann es dünn ausstreichen, trocknen und in Portionen schneiden, um es gelegentlich zu kauen - alles aber mit entsprechenden Verlusten an Vitamin C verbunden! Die geringsten Abstriche bringt Tiefgefrieren mit sich - übrigens auch eine gute Methode, frisch gepflückte Hagebutten, die man nicht sofort verarbeiten kann, relativ lange unbeschadet aufzubewahren. Nach dem Wiederauftauen sind sie dann schon weich genug fürs Passiergerät.

Sog. Gefriertrocknen ist übrigens auch jene Methode, die von Präparateherstellern angewendet wird, um ebenfalls auf möglichst schonende Weise die leider nicht sehr haltbaren Früchte in ein stabileres Pulver zu verwandeln, das dann meist noch in Tablettenform gepreßt wird.

Übrigens: den Passierrückstand keinesfalls wegwerfen, sondern heiß überbrühen, um daraus einen "echten" Hagebutten-Tee zu gewinnen - Sie haben mit Sicherheit noch nie einen so vollmundigen "runden" Tee getrunken! Allerdings:  über ein feines Filter die eventuell abgebrochenen Härchen der Kerne entfernen - sie könnten zu Magen-/ Darmreizungen führen! Sollte Sie das Resultat nicht überzeugen, haben Sie statt Rosa canina vielleicht eine der übrigen 46 (nahverwandten) europäischen Rosa-Arten erwischt. Einige von ihnen sind tatsächlich deutlich weniger geschmackvoll - das ist aber auch schon alles!
Dr. Günter Nöll, 3.12.2007
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  • Dr Günter Nöll, Neulengbach

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