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Aspirin - das 14. "Vitamin"? 30.7.2007

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Aspirin - das 14. "Vitamin"? 30.7.2007

1. - 2. Im Jahre 1763 veröffentlichte der englische Geistliche Stone seine erfolgreichen Versuche, "Sumpffieber" mit pulverisierter Weidenrinde zu behandeln - in seinen Augen ein weiterer Beweis für die Gültigkeit der "Signaturenlehre": Pflanzen würden durch ein Signum (Zeichen), z.B. ihren Standort, kund tun, gegen welche Krankheiten sie wirksam seien.

3. - 4. Der betörende Blütenduft des Mädesüss (Filipendula ulmaria bzw. Filipendula vulgaris) rührt vom Salicin her. Damit lassen sich Nachspeisen und Getränke aromatisieren - siehe Rubrik "Rezepte".
Am Mo 30.07.2007


Wohl eine der erstaunlichsten Karrieren in der Geschichte der Arzneimittel hat Aspirin vorzuweisen. Seine Spuren führen zurück in sumerische Zeit und hin zu ägyptischen Papyri: " ... bei entzündeten Wunden lege man Weidenblätter auf, um die Hitze herauszuziehen!" Was aber hat Aspirin mit Weidenblättern zu tun? Aspirin ist ein Abkömmling der Salicylsäure; die wiederum stammt vom Salicin, das seinen Namen von der Weide (Salix) herleitet; denn in den Blättern und vor allem der Rinde von Weiden, Pappeln und Schneeballarten ist es in beachtlichen Mengen vorhanden.

Weidenrinden­extrakte verwendete man in erster Linie, um Fieber zu senken, Schmerzen zu lindern und entzündliche (rheumatische) Prozesse zu bekämpfen. Wegen der antibakteriellen und fäulnishemmenden Wirkung war das Salicin auch als Konservierungsmittel in Gebrauch.

Siegeszug des Aspirins - eines Alleskönners

1899 - mit Einführung des Aspirins (zuerst in Pulverform!) - wurden diese natürlichen Extrakte durch die synthetische Acetylsalicylsäure (ASA) ersetzt -? Aspirin trat seinen rasanten Siegeszug an: 1950 gelangte es als populärstes Schmerzmittel der Welt ins Guiness-Buch der Rekorde.

Etwa zur selben Zeit entdeckte man eine weitere frappante Wirkung von Aspirin: seine "blutverdünnenden" Eigenschaften und damit seine vorbeugende Wirkung gegen Herzinfarkt und Schlaganfall. Niedrig dosiertes Aspirin wurde fast zur Modedroge (an Aspirin a day keeps your infarct away!). Doch damit immer noch nicht genug! Aspirin scheint auch bestimmten Krebsarten vorzubeugen (Kolorektal-, Brust-, Eierstock-, Kehlkopf-, Speiseröhren- und Magenkrebs). Und jetzt noch als Tüpfelchen auf dem "i": Aspirin vermag anscheinend auch noch das Risiko zu senken, der Alzheimerschen Krankheit anheimzufallen!

Getreu unserem westlichen "linearen" Denkansatz hat man sich natürlich sogleich immer wieder die Frage gestellt, was denn nun die jeweilige Ursache für jede dieser Wirkungen sei, welche Mechanismen jeweils zu Grunde lägen. Und man hat auch wirklich vieles herausgefunden. Bemerkenswerterweise wurde dabei die umgekehrte ("zirkuläre") Frage nicht gestellt: Fehlt uns vielleicht immer mehr an natürlichem Aspirin (in unserer Nahrung!), so dass wir ganz zwangsläufig immer häufiger all diesen zivilisationsbedingten Krankheiten erliegen müssen? Eine absurde Frage?

Uns fehlt natürliches Aspirin!

Der Gehalt an natürlichen Salicylaten ist in Wildpflanzen erstaunlich hoch und weit verbreitet: Pflanzen benutzen Salicylate für ihren eigenen Schutz -?gegen Verletzungen, gegen Krankheiten, gegen vorzeitiges Altern. Unsere steinzeitlichen Vorfahren, die sich wesentlich von solchen Wildpflanzen ernährten - und unser eigener Körper ist ja im wesentlichen immer noch an jene steinzeitliche Lebensweise optimal angepasst, nicht etwa an unsere moderne - dürften also ganz automatisch ihr "tägliches Aspirin" zu sich genommen haben. Durch fehlgeleitetes Züchten und massiven Pflanzenschutz sind unsere Kulturpflanzen immer mehr verarmt an diesen natürlichen Schutzstoffen - sie hatten sie ja nicht mehr nötig bzw. mussten dafür andere "Leistungen" erbringen! Z.B. enthalten Gemüsesuppen aus konventioneller Massenproduktion 6mal weniger Salicylate als solche aus biologisch kontrolliertem Anbau - von Wildpflanzen noch gar nicht zu reden!

Macht uns der eklatante Mangel an diesen anscheinend essenziellen Nährstoffen, den Salicylaten, in der Tat anfälliger für Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall und Alzheimersche Krankheit, weil uns dieser lebenslange Schutz vor Zellschäden und chronisch entzündlichen Prozessen mehr und mehr abhanden gekommen ist? Natürliches Aspirin also wesentlich für eine vollwertige Ernährung - tatsächlich das 14. "Vitamin"?!
Dr. Günter Nöll, 30.7.2007
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  • Dr Günter Nöll, Neulengbach

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